Sowohl für die Zeit der Eingewöhnung als auch für den Kita-Alltag brauchen Kinder viel Energie und diese können sie nur im Schlaf tanken, wo sie auch alle Eindrücke und Geschehnisse verarbeiten, die sie über den Tag erlebt haben. Kein Wunder, dass sie in dieser Zeit noch schneller müde sind und gefühlt noch mehr Schlaf als sonst brauchen.
Man merkt als Eltern schnell, dass die Eingewöhnung mit einem müden Kind viel schwieriger ist. Ein ausgeschlafenes Kind ist dagegen nicht nur ausgeglichener und kooperativer – es ist viel offener gegenüber neuen Erfahrungen und Menschen und kann sich besser konzentrieren. Das Bindungsverhalten in Form von "Suchen & Klammern" ist bei einem müden Kind automatisch stärker ausgeprägt – es fällt ihm schwerer, die Eltern loszulassen und sich von einer anderen Bezugsperson trösten zu lassen. Der Abschied kann auf diese Weise schnell sehr emotional und zu einer Belastungsprobe werden, sowohl für das Kind als auch für die Eltern.
Alles in allem sind das schon mehr als genug Gründe, um dem Thema Schlaf vor, während und nach der Kita-Eingewöhnung die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und dafür zu sorgen, dass das Kind ausreichend schläft, um den Kita-Alltag und auch die Zeit zu Hause besser zu meistern.
Hier findest Du hilfreiche Infos und meine Empfehlungen, die euch während dieser Zeit dabei helfen werden und hoffentlich keine Deiner Fragen unbeantwortet lassen.
ÜBERGANG AUF EINEN MITTAGSSCHLAF
Zwischen 12 und 18 Monaten stellen Kinder auf einen Mittagsschlaf um, dabei werden das Vor- und das Nachmittagsschläfchen quasi zusammengelegt. Wenn die Kleinen von der Entwicklung her soweit sind, dann dauert dieser ca. 2-2,5 Stunden.
Dabei ist es völlig normal, dass es mit zwei Schläfchen abends später und die Nacht kürzer wird. In der Übergangsphase wechseln sich Tage mit zwei Schläfchen und die mit einem Mittagsschlaf erst einmal häufiger ab - der Übergang ist somit ein Prozess und passiert selten von heute auf morgen.
WICHTIG! Wenn nach der Umstellung auf einen Mittagsschlaf die Nächte plötzlich unruhiger werden, indem das Kind häufiger aufwacht, längere Wachphasen hat oder morgens früher wach wird, dann ist es sehr wahrscheinlich noch nicht so weit und würde weiterhin von zwei Schläfchen am Tag profitieren.
Ein weiteres Zeichen dafür könnte ein langes und nervenaufreibendes Einschlafen am Abend sein, bei dem es plötzlich mehr und intensivere Hilfe braucht oder gar nicht erst einschlafen möchte, obwohl es offensichtlich müde ist. Das liegt daran, dass je müder Kinder sind, umso mehr sind sie auf Co-Regulation angewiesen, weil sie es bei diesem Stresspegel ohne diese Hilfe nicht mehr schaffen.
SOLL ICH SCHON ZU HAUSE DAMIT STARTEN, MEIN KIND AUF EINEN MITTAGSSCHLAF UMZUSTELLEN?
Es gibt keinerlei Vorteil davon, die Kinder absichtlich früher auf einen Mittagsschlaf umzustellen, damit es in der Kita besser klappt. Im Gegenteil, wenn das Kind noch nicht so weit ist, würde es eher von zwei Schläfchen profitieren, solange es diese braucht.
Der einzige Struggle könnte dabei sein, dass die Tage mit zwei Schläfchen länger und die Nächte dafür kürzer sind. Dabei ist eine lange Nacht immer sinnvoller – hier könnte man eines oder sogar beide Schläfchen zeitweise kürzen, sodass die Nacht früher startet und das Kind am nächsten Tag ausgeschlafener ist und somit eher in der Lage ist, den Vormittag gut zu überstehen, selbst wenn es in der Kita nicht mehr vormittags hingelegt werden kann.
Braucht Dein Kind noch sein Vormittagsschläfchen, muss in der Kita jedoch bis zum Mittagsschlaf warten und das von Montag bis Freitag, dann sind zwei Schläfchen am Samstag und Sonntag das Beste, was Du tun kannst, um seine Schlafreserven wieder aufzutanken – auch hier am Sonntag gerne eines oder beide kürzen, damit die Nacht lang bleibt (11-12 Stunden).
Musst Du Dein Kind für die Kita wecken? Hier hilft entweder eine frühere Zubettgehzeit am Abend (ziehe sie Stück für Stück so lange vor, bis das Kind morgens um die gewünschte Uhrzeit von selbst aufwacht) oder Du schaffst es vor der Kita noch, einen kleinen Powernap einzubauen – so wird der Vormittag nicht zu lang.
DER MITTAGSSCHLAF IN DER KITA IST ZU KURZ
Macht Dein Kind in der Kita einen Mittagsschlaf unter zwei Stunden, lohnt es sich meist, noch ein kleines Schläfchen am Nachmittag einzuplanen (ein Powernap von 20-30 Minuten reicht vollkommen aus, um am Abend die Übermüdung zu vermeiden). Wenn Dein Kind trotz aller Bemühungen kein Nachmittagsschläfchen mehr macht, bleibt nur eine wesentlich frühere Zubettgehzeit (ggf. bereits ab 18 Uhr).
Wichtig: Sollte Dein Kind abends nach 30-60 Minuten aufwachen und komplett wach sein für mehrere Stunden, bis es wieder schlafen kann, handelt es sich sehr wahrscheinlich um das zweite Schläfchen des Tages und ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es für einen Mittagsschlaf noch zu früh ist. Wenn es sich jedoch nicht anders regeln lässt, solltest Du darauf achten, Dein Kind nicht vor 12 Stunden nach dem morgendlichen Aufwachen für die Nacht hinzulegen, damit es gleich in die Nacht starten kann (hier startet der Körper frühestens mit der Melatoninproduktion).
Eine Ausnahme: Schläft Dein Kind in der Nacht mehr als 12 Stunden, kann das der Grund sein, warum sein Mittagsschlaf in der Kita kurz bleibt. Wenn diese Konstellation für euch als Familie und für Dein Kind in der Kita gut funktioniert, gibt es an sich keinen Grund, etwas daran zu ändern. Auf der anderen Seite sind 11-12 Stunden in den meisten Fällen ausreichend, um gut durch den Vormittag zu kommen. Auch der Nachmittag ist mit einem Kleinkind nach einem längeren Mittagsschlaf (2+ Stunden) wesentlich einfacher zu überstehen. Hier kannst Du also selbst entscheiden, welches Modell besser zu euch passt und ggf. etwas ändern.
Ab ca. 2,5 Jahren – da der Schlafbedarf bei Kindern in diesem Alter langsam sinkt, können sie auch mit einem kürzeren Mittagsschlaf (1-1,5 Stunden) gut klarkommen – dies jedoch wieder nur unter der Voraussetzung, dass die Nächte lang genug bleiben.
! Die Kinder in diesem Alter früher vom Mittagsschlaf aufzuwecken, damit sie abends schneller müde sind und früher einschlafen können, ist aus meiner Sicht nur dann eine vertretbare Option, wenn die Abende trotz fester Zeiten, guten Routinen und einer angemessenen Einschlafbegleitung lang und mühsam bleiben und die Nächte dadurch zu kurz sind, sodass die Vormittage darunter leiden.
TIPP: Lass dir die Länge des Mittagsschlafes bzw. die genaue Uhrzeit, wann Dein Kind aufgewacht ist, von den Erziehern immer ansagen – so kannst Du entscheiden, ob ein Schläfchen am Nachmittag notwendig/möglich ist oder weißt, wann der beste Zeitpunkt abends ist, deinen kleinen Schatz für die Nacht hinzulegen und ersparst dir (und deinem Kind) eine lange und nervenaufreibende Einschlafbegleitung.
ALS IDEE: In der Kita meiner Tochter hatten die Erzieher eine Tafel an der Tür, wo sie die Schlafenszeiten der Kinder gleich notiert haben – so mussten sie sich das nicht mehr merken, und Eltern konnten sich die Info immer selbst nach Bedarf holen.
FRÜHAUFSTEHER
Wacht Dein Kind regelmäßig vor 6 Uhr auf und hat deswegen Schwierigkeiten, den Vormittag in der Kita zu schaffen, dann ist es immer sinnvoll, die Ursachen dafür ausfindig zu machen und diese schnellstmöglich zu beseitigen. Besonders wichtig ist es, wenn:
Kein Handlungsbedarf besteht, wenn:
Nach langen und ruhigen Nächten gelingen die Kita-Eingewöhnung und der Alltag mit einem Kleinkind wesentlich einfacher und entspannter. Auch wir als Eltern haben mehr Geduld und Verständnis für unsere Kleinen und können sie besser auf ihrer Reise begleiten und unterstützen, wenn wir ausreichend schlafen und auf uns und unsere menschlichen Bedürfnisse achten.
Sind eure Nächte immer noch kurz und unruhig, sodass die Tage danach lang und mühsam sind? Das muss nicht sein! Mit meinem Wissen und der Erfahrung aus den letzten 7 Jahren als Schlafcoach unterstütze ich euch auf dem Weg zu traumhaften Nächten und mehr Leichtigkeit im Alltag mit euren Kleinen!
DAS GRÖSSTE AMMENMÄRCHEN in Bezug auf den Schlaf in der Kita ist: "Du musst Dein Kind abstillen oder ihm das Tragen und die Nähe beim Einschlafen abgewöhnen, damit es in der Kita besser klappt!"
Wenn Du so einen Satz von einer pädagogischen Fachkraft (Erzieherin) bekommst, darfst Du ab jetzt ruhig an ihrer fachlichen Kompetenz zweifeln! Denn Fakt ist, dass Kinder sehr gut unterscheiden können, welche Reaktionsweisen sie z.B. auch bei der Einschlafbegleitung von jeweils anderen Bezugspersonen erwarten und akzeptieren. Das bedeutet unter anderem, dass Dein Kind gar nicht erst erwartet, von seiner Erzieherin gestillt oder getragen zu werden, und hier wird eine völlig neue Beziehung inklusive Einschlafbegleitung entstehen, die Du dir womöglich bei deinem Kind vorher gar nicht vorstellen konntest. Eine erfahrene Erzieherin weiß, was sie tun muss und wird so lange einen Weg suchen, bis der Mittagsschlaf für Dein Kind in der Kita funktioniert – schließlich ist sie selbst daran interessiert, weil sie in der Zeit Pause machen kann :).
UND SO KANNST DU DEIN KIND AM BESTEN DARAUF VORBEREITEN
Damit Dein kleiner Schatz die besten Chancen hat, eine Bindung zu einer anderen Bezugsperson einzugehen, sie zu akzeptieren und sich von ihr trösten und schlafen legen zu lassen, muss er viel Vertrauen mitbringen und bereits eine sichere Bindung zu dir und/oder anderen Familienmitgliedern aufgebaut haben. Die Fähigkeit, neue Bindungen einzugehen, ist nicht angeboren, sondern wird vor allem im ersten Lebensjahr erworben und aufgebaut, um dann ein Leben lang zu halten.
Je besser und öfter Du es schaffst, die Bedürfnisse deines Kindes zu erkennen, sie richtig zu interpretieren und sie dann schnell und angemessen zu befriedigen, umso mehr wird Dein kleiner Schatz davon überzeugt sein, dass die Welt ein sicherer Ort ist und dass man den Menschen darin vertrauen kann. Mit dieser Zuversicht gelingt den Kindern die Eingewöhnung spielend leicht – sie fühlen sich wohl und sicher und können auch in der Kita ihrer wichtigsten Aufgabe nachgehen: viel lernen und die Welt entdecken!
Ich drücke die Daumen und wünsche viel Spaß mit euren kleinen Kita-Kindern!
Schlaft gut! Eure Babyschlaffee🧚♀️
Über die Autorin
Irina Kaiser ist Schlafexpertin, Stillberaterin und Mama von zwei Kindern. Seit 2017 steht sie mit ihrem umfangreichen Wissen und Erfahrung müden Eltern zur Seite auf ihrem Weg zu einem entspannteren Familienleben, ohne Schlafentzug. Ihre Online-Kurse sind bekannt für ihren sanften und bedürfnisorientierten Ansatz und haben bereits Tausenden von Familien geholfen, mehr Schlaf zu bekommen.
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